Geschichte

Urgeschichte

Als im Zuge der neolithischen Revolution, die je nach geographischer Lage bereits 20.000 vChr begann und etwa 5000 Jahre andauerte (damals nahm man sich noch Zeit für Revolutionen) die Menschen lernten, Getreide anzubauen, irdene Gefäße herzustellen und ihre Vorräte darin zu lagern, dürfe es wohl gelegentlich zu Spontangärungen gekommen sein.

Bei diesem Prozess entstand vermutlich ein dickflüssiger Getreidebrei, den man eher löffeln als trinken konnte, also nicht ganz das, was wir heute unter Bier verstehen, aber die biotechnologischen Grundlagen der Braukunst waren damit gelegt.


frühe Venusfigur

Frühe Hochkulturen

Dass der Qualität von Bier schon vor langer Zeit große Bedeutung beigemessen wurde, kann man daran erkennen, dass bereits im Codex Hammurabi (18. Jhd. vChr), einem bedeutenden Werk des babylonischen Rechts, drakonische Strafen für Bierpanscher verhängt wurden. (siehe die §§108-111 des Codex Hammurabi)

In Nord- und Mitteleuropa kannte man Bier seit etwa 3000 vChr, also seit der Bronzezeit.


Codex Hammurapi

Antike

Im alten Rom kannte man Bier unter dem Namen Cerevisia, was sich vom Namen der Göttin der Feldfrüchte Ceres und dem Ausdruck für Kraft vis ableitet, obgleich die Römer eher den Wein als belebendes Getränk bevorzugten, den sie vorwiegend in gewässerter Form tranken.

Der römische Schriftsteller Tacitus berichtet in seinem historischen Werk Germania, Kapt 23 über ein weinähnliches Getränk aus Gerste und Weizen "Potui umor ex hordeo aut frumento, in quandam similitudinem vini corruptus", dem die Germanen offenbar in großer Menge zusprachen, sodass Tacitus meinte, man könne sie eher durch ihre Laster als mit Waffen besiegen. "Si indulseris ebrietati suggerendo, quantum concupiscunt, haud minus facile vitiis quam armis vincentur."


Gemeiner Hopfen

Mittelalter

Im Frühmittelalter begann in Europa der Anbau von Hopfen (Humulus lupulus), doch wurde im Frühmittelalter bis weit ins Hochmittelalter das Bier vorwiegend mit Gagel (Myrica gale) und Grut (Rhododendron tomentosum) gewürzt, wobei vor allem letztere aufgrund ihres Gehaltes an dem stark berauschend wirkenden Ledol unter anderem auch Krämpfe, Wut und Raserei herbeiführen kann.

Die wesentliche technologische Weiterententwicklung des Bieres gelang durch die Beimengung von Hopfen, dem Bier nicht nur einen wesentlichen Teil seines typischen Geschmackes, sondern auch seine leicht narkotisierende Wirkung und seine Haltbarkeit aufgrund der Hopfenalkaloide (v.a. Humulon und Lupulin) verdankt.

Durch succesive Verbesserung der Kenntnisse über die Braukunst, welcher sich im Mittelalter vor allem auch die Mönche verschrieben und das Aufkommen des Buchdruckes zur Verbreitung des Wissens entwickelte sich schließlich Bier zu einem mehr oder weniger standardisierten Getränk, dem auch das sogennannte Reinheitsgebot von 1516 Rechnung trägt, wonach Bier nur aus Hopfen, Malz, Hefe und Wasser hergestellt werden darf, wobei man aufgrund des damaligen Wissensstandes die Hefe nicht erwähnte.


Hartmann von Aue

Neuzeit

Die Neuzeit brachte vor allem deutliche Verbesserungen in der Technologie der Bierherstellung aufgrund der Entdeckung der Mikroorganismen, insbesondere durch die Arbeiten von Louis Pasteur 1857-1876.

Auf dem Gebiet der Technik war es vor allem die Erfindung der Kältemaschine durch Carl von Linde, die 1871 durch die Installation in der Spaten-Brauerei München einen weiteren Meilenstein setzte.

Auch die Gewinnung von Kohlendioxid, die Verbesserung der Mälzerei durch Entdeckung der Amylasen, Fortschritte in Hygiene und Abfülltechnik, und viele weitere technische Errungenschaften führten schließlich zu den Biersorten, die wir heute kennen.

In Deutschland gibt es eine eigene Gesellschaft für Gechichte des Brauwesens, wo diejenigen, die Geschmack an der Sache bekommen haben, an der Erforschung der Geschichte des Bieres teilhaben können.


Louis Pasteur